👨🌾 Wer ist Gottlieb?
Es war einmal ein Knecht auf einem großen Gutshof. Dieser Knecht wollte gern heiraten, und sein Herr erlaubte es — aber er sagte:
„Ich wünsche mir einen Sohn, der stark ist. Wenn du so einen hast, nehme ich ihn gern in meinen Dienst.“
Der Knecht heiratete – und seine Frau begann, ihr Kind sehr lang zu stillen: sieben Jahre Muttermilch erst, und nochmal sieben Jahre Buttermilch und gute Nahrung. So wuchs der Junge Gottlieb heran — klein und mager war er lange, aber je älter, desto stärker wurde er.
🌳 Die Probe seiner Stärke
Als Gottlieb groß genug war, nahm ihn sein Vater zum Gutsherrn. Der Herr sagte:
„Zeig, was du kannst. Reiße diesen jungen Baum heraus!“
Gottlieb versuchte – doch er schaffte es noch nicht. Also sandte der Herr ihn zurück zum Vater, damit er weiter wachsen und stark werden könne.
Nach weiteren sieben Jahren war Gottlieb stark genug. Da riss er den Baum mit Leichtigkeit aus. Alle staunten. Auch die Gutsherrin, die sich aber sogleich ärgerte, denn Gottlieb war ihr zu mächtig geworden.
🍽️ Gottliebs Arbeit auf dem Gutshof
Gottlieb arbeitete auf dem Hof:
- Er dreschte Getreide: Der Dreschflegel war für ihn leicht wie ein Stock, und das Korn wurde für ihn fast wie Mehl, weil er so stark war.
- Er trug Lasten, half den Knechten, war schneller fertig als alle anderen.
- Doch die Gutsherrin begann, ihn zu fürchten und zu beneiden, weil er so mächtig und unverwüstlich war. Sie wollte einen Weg finden, ihn loszuwerden.
🎭 Böses Spiel der Gutsherrin
Die Herrin ersann mehrere Listen:
- Spukmühle: Sie forderte, dass Gottlieb Korn in eine alte, verwunschene Mühle bringen solle, in der es spuke und Geister seien. Sie dachte: «Der Geist wird ihn vielleicht ängstigen, dann können wir ihn loswerden.»
Gottlieb aber lässt sich nicht schrecken. Er gibt dem Geist in der Mühle einen Mühlstein so an den Kopf, dass der Riese verschwindet, und bringt das Korn heim. - Brunnenarbeit und Steine: Die Herrin ließ Gottlieb den Brunnen reinigen, und die Knechte sollten Steine vom Brunnenrand herabwerfen, damit Gottlieb darunter leide. Doch Gottlieb drohte den Knechten, und sie hörten auf. Er überstand die Arbeit ohne Schaden.
- Spukschloss / Geforderliches Schloss: Sie schickte ihn auf ein altes Schloss, in dem ein Riese wohnen soll, und sollte von ihm Geld fordern, das der alte Besitzer dem Gutsherrn schuldet. Gottlieb geht hin, spricht mutig mit dem Riesen, wirft ihm Türbalken und Türe um die Ohren, und der Riese flieht. Gottlieb nimmt das Geld und bringt es heim.
🌲 Letzte List und Entscheidung
Die Gutsherrin hatte noch einen Plan: Die Knechte sollten Holz holen, und wer zuletzt zurückkommt, würde entlassen werden — damit Gottlieb „zufällig“ der letzte sei. Aber Gottlieb schläft heute nicht — er reißt unterwegs die Brücke über einen Teich ab, so dass die anderen nicht über die gewohnte Route zurück können und warten müssen, bis er kommt. So gewinnt er das Rennen.
Dann wird ein Schäfer als „Ersatzmann“ bereitgestellt, der den Schlag (eine Ohrfeige) bekommen soll, den Gottlieb dem Herrn ursprünglich versprochen hatte. Als der Schäfer die Ohrfeige empfangen soll, hebt Gottlieb ihn hoch und verpasst ihm so eine, dass der Schäfer durch die Luft fliegt — und der Herr und die Herrin verzweifeln. Gottlieb bleibt, will nicht fort, denn der Vertrag war: er solle gehen, wohin er wolle. Aber er bleibt auf dem Gut und übernimmt es.
🧠 Was wir aus der Geschichte lernen können
- Stärke ist wichtig, aber nicht nur Kraft allein — Gottlieb ist mutig, hält aus, lässt sich nicht einschüchtern.
- Fairness & Gerechtigkeit: Der Gutsherr wollte Gottlieb ausnutzen, doch am Ende bekommt Gottlieb Recht und wird nicht betrogen.
- Nie aufgeben: Auch wenn die Gutsherrin und die Knechte Intrigen spannen, Gottlieb bleibt standhaft.
- Mut und Selbstachtung zahlen sich aus.