Es war einmal, vor langer, langer Zeit, in den kalten und geheimnisvollen Ländern des Nordens, eine Welt voller Götter, Riesen und wundersamer Wesen. In dieser Welt, die die alten Nordmänner Asgard nannten, lebte ein junger Gott namens Hermod – schnell, mutig und treu.
Hermod war nicht so bekannt wie Odin, Thor oder Freyja, aber er war ein sehr wichtiger Teil der nordischen Götterfamilie. Manche nannten ihn Hermod der Kühne, weil er keine Angst hatte, selbst die gefährlichsten Aufgaben zu übernehmen.
Wer war Hermod?
Hermod war einer der Söhne des großen Odin, des obersten Gottes, und somit ein Mitglied der Familie der Asen – der Götter, die über Asgard herrschten. Odin war der Gott der Weisheit, des Krieges und der Magie. Hermods Brüder waren berühmt: Thor, der starke Donnergott, und Baldur, der strahlend schöne Gott des Lichts.
Doch während Thor mit seinem Hammer Blitze schleuderte und Baldur alle Herzen erfreute, war Hermod bekannt für seine Schnelligkeit und Tapferkeit. Er war der Bote der Götter, der Nachrichten von Asgard in alle neun Welten brachte.
Manche Geschichten sagen sogar, Hermod sei schneller als der Wind und könne mit seinem Pferd Sleipnir – einem achtbeinigen Zauberpferd – über Himmel, Erde und sogar durch die Schattenwelt reiten.
Hermods besondere Kräfte
Hermods wichtigste Kraft war seine Geschwindigkeit. Er konnte laufen, reiten und fliegen, schneller als jedes andere Wesen. Kein Fluss war ihm zu breit, kein Berg zu hoch und keine Dunkelheit zu tief.
Doch Hermods wahre Stärke lag nicht nur in seiner Schnelligkeit – sondern in seinem Mut und seiner Treue. Wenn die anderen Götter verzweifelt waren, war Hermod bereit, sich in Gefahr zu begeben, um das Richtige zu tun.
In den alten Geschichten wird Hermod oft als Bote, Krieger und Held beschrieben. Er brachte wichtige Botschaften zwischen den Welten und half, wenn jemand verloren war – sei es in Midgard (der Welt der Menschen) oder in Helheim (dem Reich der Toten).
Hermod und Baldur – Eine Geschichte von Liebe und Mut
Die bekannteste Geschichte über Hermod handelt von seinem geliebten Bruder Baldur.
Baldur war der Gott des Lichts und der Freude. Alle liebten ihn: die Götter, die Menschen, sogar die Tiere und Pflanzen. Doch eines Tages geschah etwas Schreckliches. Der böse Gott Loki spielte einen grausamen Streich. Er fand heraus, dass nur eine kleine Mistelpflanze Baldur verletzen konnte – alles andere war machtlos gegen ihn.
Loki machte daraus einen Pfeil aus Mistelholz, und Baldur wurde versehentlich damit getroffen. Der strahlende Gott des Lichts fiel tot zu Boden, und ganz Asgard trauerte.
Die Götter waren verzweifelt. Niemand wusste, wie man Baldur aus dem Reich der Toten zurückholen konnte. Doch dann stand Hermod auf. „Ich werde gehen“, sagte er mutig, „ich werde nach Helheim reiten und Baldur zurückholen!“
Er sprang auf das Pferd Sleipnir – das schnellste Wesen aller Welten – und ritt neun Tage und neun Nächte lang durch Finsternis, Nebel und Schatten, bis er das Reich der Totengöttin Hel erreichte.
Hermod bat Hel, Baldur freizulassen. Hel sagte: „Nur wenn alle Wesen im Universum um Baldur weinen, darf er zurückkehren.“
Und tatsächlich – fast alles weinte: Menschen, Tiere, sogar Steine. Nur eine einzige Riesenfrau (die in Wahrheit Loki in Verkleidung war) weinte nicht. So musste Baldur im Reich der Toten bleiben.
Hermod kehrte traurig, aber stolz nach Asgard zurück. Obwohl er Baldur nicht retten konnte, zeigte er mehr Mut als jeder andere. Deshalb nannte man ihn Hermod den Kühnen.
Was Hermod den Menschen bedeutete
Die Menschen im Norden glaubten fest an die Götter. Sie sahen Hermod als Vorbild für Mut, Treue und Hoffnung.
Wenn jemand eine gefährliche Reise antreten musste, baten sie Hermod um Schutz. Wenn jemand eine wichtige Botschaft überbringen oder ein großes Abenteuer bestehen wollte, beteten sie zu ihm.
Hermod war das Symbol für diejenigen, die nicht aufgeben, auch wenn der Weg dunkel ist. Er war der Bote zwischen Leben und Tod, zwischen Hoffnung und Trauer, zwischen Himmel und Erde.
Seine Geschichten gaben den Menschen Mut, besonders in schweren Zeiten. Denn Hermod zeigte: Auch wenn man etwas nicht ganz schafft, zählt der Mut, es zu versuchen.
Hermod und die anderen Götter
Hermod war bei den anderen Göttern sehr beliebt. Er war freundlich, hilfsbereit und immer bereit, eine Botschaft zu überbringen oder ein Problem zu lösen.
Mit seinem Vater Odin verband ihn tiefer Respekt. Odin wusste, dass Hermod zuverlässig war, und schickte ihn oft auf gefährliche Missionen. Mit Thor verstand sich Hermod gut – auch wenn Thor manchmal etwas laut und wild war.
Sein Verhältnis zu Loki war kompliziert. Loki war listig und unberechenbar, und Hermod wusste, dass man ihm nicht trauen konnte. Trotzdem behandelte er auch ihn mit Anstand – so, wie es einem edlen Gott gebührt.
Warum glaubten die Menschen an Hermod?
In der nordischen Welt war das Leben hart. Der Winter war lang, die Meere waren stürmisch, und Gefahren lauerten überall.
Hermod war ein Gott, der Vertrauen und Zuversicht schenkte. Er war kein mächtiger Donnerwerfer oder Kriegsgott, sondern einer, der Hoffnung brachte.
Die Menschen glaubten, dass Hermod ihnen half, wenn sie Nachrichten überbringen, Reisen antreten oder Abschied nehmen mussten.
Besonders, wenn jemand gestorben war, beteten die Familien zu Hermod, damit er die Seele sicher auf den Weg zu Helheim begleitete. Er war so etwas wie der himmlische Reiseführer der Seelen.
Was Kinder von Hermod lernen können
Hermod zeigt uns viele wertvolle Dinge, die auch heute noch wichtig sind – besonders für Kinder:
- Mut ist wichtiger als Stärke.
Auch wenn man Angst hat, kann man mutig sein – so wie Hermod, der nach Helheim ritt. - Hilfsbereitschaft zählt.
Hermod half seinen Freunden und seiner Familie, wann immer er konnte. - Treue und Liebe sind mächtig.
Er reiste in die Unterwelt, nur um seinen Bruder zu retten – aus Liebe. - Manchmal zählt der Versuch mehr als das Ergebnis.
Hermod schaffte es nicht, Baldur zurückzubringen, aber sein Mut wurde unvergessen. - Bleib ehrlich und freundlich.
Hermod war ein Gott, der niemals log oder täuschte – er sagte die Wahrheit, auch wenn sie schwer war.
Spaßige Fakten über Hermod
- Hermod ist manchmal auch Hermóðr genannt – das ist sein Name in der alten nordischen Sprache.
- Sein Name bedeutet „Mut“ oder „Kampfgeist“. Passend, oder?
- Er ist einer der wenigen Götter, die den Weg nach Helheim überlebten.
- In manchen Geschichten wird gesagt, dass Hermod Flügel an seinen Schuhen hatte – wie ein nordischer Hermes!
- Sein Pferd Sleipnir hatte acht Beine, und es gehörte eigentlich Odin. Hermod durfte es sich für seine Helheim-Reise ausleihen.
- Manche Forscher glauben, Hermod war ursprünglich gar kein Gott, sondern ein Held aus alten Sagen, der später zu einem göttlichen Boten wurde.
- In modernen Geschichten, Comics und Spielen taucht Hermod manchmal als Postbote der Götter oder als schneller Reiter auf.
Hermod heute
Auch wenn heute kaum jemand an die alten nordischen Götter glaubt, lebt Hermods Geschichte weiter – in Büchern, Liedern, Spielen und Filmen.
Für viele Kinder (und Erwachsene) ist Hermod ein Vorbild für Mut, Loyalität und Herz. Er erinnert uns daran, dass auch ein scheinbar „kleiner“ Held Großes bewirken kann.
Er ist der Gott, der nicht aufgab, auch wenn der Weg dunkel war. Der Bote, der durch die Schatten ritt, um Liebe und Hoffnung zu bringen. Und genau das macht ihn so besonders – damals wie heute.
Fazit
Hermod ist der Gott der Geschwindigkeit, der Mut, der Treue und der Hoffnung.
Er ist der Bote zwischen den Welten, der Held, der keine Angst hat, in die Dunkelheit zu reiten, wenn es jemandem helfen kann.
Für Kinder lehrt seine Geschichte, dass man nicht der Stärkste oder Größte sein muss, um ein Held zu sein – man muss nur das Herz am richtigen Fleck haben.
Also, wenn du das nächste Mal etwas Mut brauchst, stell dir Hermod vor – wie er auf seinem achtbeinigen Pferd durch die Nacht reitet, tapfer und freundlich, immer bereit, Licht in die Dunkelheit zu bringen.
Denn Mut bedeutet nicht, keine Angst zu haben.
Mut bedeutet, trotz der Angst loszureiten – so wie Hermod.


